01.09.2017
Ersatzkältemittel für R 404A
Ich habe festgestellt, dass das Kältemittel R 404A sehr teuer geworden ist. Mein Kältemittellieferant hat mir jetzt sogar mitgeteilt, dass ich ab sofort kein R 404A mehr von ihm beziehen kann. Im Fall einer Reparatur bzw. einer Undichtigkeit an einer R404A-Anlage kann ich also nicht mehr nachfüllen und müsste auf ein anderes Kältemittel umstellen. Welche Ersatzstoffe stehen für die Umrüstung von bestehenden R404A-Anlagen zur Verfügung?
Wie bereits mehrfach an dieser Stelle beschrieben, ist der  Hintergrund der derzeitigen „Verknappung“ von R404A die Tatsache, dass  der Phase-Down laut Verordnung (EU) Nr. 517/2014 für das Jahr 2018 eine  Reduktion der GWP-gewichteten Kältemittelmengen auf 63 % des Wertes von  2015 vorsieht. Damit kann der Hersteller/Importeur nur noch eine  begrenzte Menge an Kältemitteln auf den Markt bringen.
Ein  „Ersatzkältemittel“ für bestehende R 404A-Tiefkühlanlagen sollte aus  unserer Sicht unter anderem folgende Kriterien erfüllen:
Bei  allen Kältemitteln handelt es sich um Gemische mit markant hohem  Temperaturgleit. Auf die Auswirkungen des Temperaturgleits wird später  hingewiesen.
R 448A und R 449A haben die erkennbar niedrigsten GWP-Werte und sind unter diesem Aspekt bevorzugt zu wählen.
R  407F hat zwar ähnliche Leistungswerte, hier wirkt sich der höhere  GWP-Wert und die höhere Verdichtungsendtemperatur gegenüber R 448A und R  449A allerdings nachteilig aus.
R 448A und R 449A haben etwa  gleiche Kälteleistungen wie R 404A und können daher gut als  Austauschkältemittel verwendet werden. Beide Kältemittel haben markant  höhere Verdichtungsendtemperaturen als R 404A. Daher ist es  erforderlich, die Eignung des vorhandenen Verdichters zu prüfen. Sowohl  die grundsätzliche Freigabe (gegebenenfalls auch bezüglich des  Kältemaschinenöls), als auch die oft erforderliche Zusatzkühlung des  Verdichters sind mit dem Hersteller zu klären. Unter Umständen kann bei  eingeschränkter Saugdampfüberhitzung der Verdichter ohne Zusatzkühlung  betrieben werden.
Aufgrund der etwas höheren Kältezahl kann das Kältemittel R 448A für die beispielhaft genannten Bedingungen empfohlen werden.
Da  die Kälteleistung des Verdichters gegenüber R 404A praktisch gleich  ist, kann der Verdampfer – sofern dieser auf die Leistung abgestimmt war  – übernommen werden. Bei gleicher mittlerer Verdampfungstemperatur im  Verdampfer wird sich durch den Temperaturgleit im Verdampfer tendenziell  ein etwas größeres Überhitzungsverhältnis einstellen. Die  Wärmeübertragungseigenschaften von R 448A sind geringfügig ungünstiger  als bei R 404A. Dadurch reduziert sich die Leistungsfähigkeit des  Verdampfers. Der Verdampfungsdruck wird sich daher etwas absenken, was  zur Folge hat, dass sich die Kälteleistung von Verdichter und Verdampfer  ebenfalls reduziert.
Die erkennbar höhere Kältezahl des  Verdichters hat andererseits zur Folge, dass der Verflüssiger entlastet  wird. Weiterhin wirkt sich der Temperaturgleit im Verflüssiger positiv  aus, sodass sich der Verflüssigungsdruck wiederum etwas niedriger  einstellen wird, als bei dem Betrieb mit R 404A. Die daraus  resultierende Erhöhung der Verdichterkälteleistung wirkt dem vorher  beschriebenen negativen Einfluss des Temperaturgleites im Verdampfer  positiv entgegen.
Zusammengefasst kann davon ausgegangen werden,  dass sich die Leistung der Anlage nicht wesentlich verringert. Bei  hinreichend dimensionierter Kälteleistung für den Betrieb mit R 404A  kann also davon ausgegangen werden, dass mit R 448A das gleiche  Kühlergebnis erzielt wird. Die geringfügig niedrigere  Verdampfungstemperatur wirkt sich im Tiefkühlbereich nicht gravierend  auf das Kühlgut aus.
Durch die günstigere Kältezahl kann, je nach Aufbau der Kälteanlage, mit Betriebskosteneinsparungen gerechnet werden.
Die  Eignung des thermostatischen Expansionsventils (Düsengröße und  Fühlerfüllung) muss mit dem Hersteller besprochen werden. Mit hoher  Wahrscheinlichkeit ist das TEV zu wechseln. In Ausnahmefällen kann, je  nach Fühlerfüllung und Verstellbereich des TEV, das Ventil belassen  werden.
„Gleitkältemittel“ dürfen nur aus der flüssigen Phase der Kältemittelflasche in die Kälteanlage gefüllt werden.
Es  ist daher ratsam, im Rahmen des Filtertrockner-Wechsels in der  Flüssigkeitsleitung einen Füllstutzen (Ventil) nachzurüsten. Hierdurch  besteht die Möglichkeit, die Kälteanlage komplett über die  Flüssigkeitsleitung zu befüllen.
Häufig werden von Komponenten-  oder/und Kältemittelherstellern Checklisten zur Verfügung gestellt, die  detaillierte Informationen zu Kältemittelumstellungen enthalten. Dabei  sind die individuellen Gegebenheiten der Anlagen zu berücksichtigen.
[1] Aus beispielhaften Mittelwerten von halbhermetischen Verdichtern bei: Verdampfungstemperatur: -26°C, Überhitzung im Verdampfer: 6,5K, Überhitzung in der Saugleitung 10K, Verflüssigungstemperatur: 45°C, Unterkühlung: 2K.
- Das Kältemittel sollte einen möglichst niedrigen „GWP“ haben.
 - Es zur Sicherheitsgruppe A1 gehören („keine Flammenausbreitung“, „geringe Toxizität“).
 - Die Kälteleistung der Anlage sollte möglichst gleich bleiben.
 - Die bestehenden Komponenten sollten möglichst nicht ausgetauscht werden müssen.
 - Es sollte kein Ölwechsel erforderlich sein.
 - Die Kältezahl (Effizienz) sollte sich nicht verschlechtern.
 - Die Dampfdrucklage sollte ähnlich sein.
 
Kältemittel  | GWP (AR4)  | Kältezahl1  | |
  | 
  | im Vergleich zu R 404A  | |
R 407F  | 1825  | etwa gleich  | ca. +10%  | 
R 448A  | 1387  | etwa gleich  | ca. +11%  | 
R 449A  | 1397  | geringfügig niedriger  | ca. +9%  | 
[1] Aus beispielhaften Mittelwerten von halbhermetischen Verdichtern bei: Verdampfungstemperatur: -26°C, Überhitzung im Verdampfer: 6,5K, Überhitzung in der Saugleitung 10K, Verflüssigungstemperatur: 45°C, Unterkühlung: 2K.